Philips, 1983
derSammler
Die Nummer 49 fürs alte Videopac.
Das Drama spielt sich im Schildkröten Turm Hotel ab. Hier werden unzählige Schildkröten-Babies von
bösartigen Käfern gefangen gehalten.
Ein bedrückendes Szenario, das doch auch jeder schon einmal in der wirklichen Welt befürchtete....
Nun denn, für diesen seltsamen Kram zeichnet kein geringerer verantwortlich als die doch etwas bekanntere Firma Konami.
Lizenziert für Stern erschien 1981 ein heute relativ unbekannter Arcadeautomat. Der geringere Bekanntheitsgrad ist wahrscheinlich auch der fehlenden Portierung auf eines der damaligen "großen" Heimsysteme geschuldet. Atari, Mattel und Coleco ließen Turtles unbeachtet vorbeiziehen, wodurch "kleinere" Systeme zugreifen konnten.
Genau drei Taten dies. Als erstes erschien eine Turtles-Version für das gefloppte Arcadia 2001 (bei uns eher als Hanimex HMG-2650 bekannt), gefolgt von einem Auftritt als eines von vier Spielen für das etwas obskure System Adventure Vision von Entex und eben die heute am weitesten verbreitete Veröffentlichung für Philips' Videopac. Hier haben wir nun also die einzige ernstzunehmende Portierung eines Konami Arcade Spiels vor uns.
So, was soll das Geschwafel? Arcade Ports auf dem Videopac?!
Tatsächlich ist Turtles einer der wenigen Titel für dieses System, der nicht
einfach nur "inspiriert" ist von einem der damaligen Arcade Kracher, sondern eine echte Portierung.
Turtles ist der Beweis, dass es geht.
Selbst das Intro wurde erhalten! Anstatt des Standard "Select Game" am Start gibt es einen echten Titelbildschirm mit animierter Kröte.
Durch technische Limitierungen des Videopac mussten natürlich grafisch wie soundtechnisch Abstriche gemacht werden. Die Käfer sind nur noch tödliche Kreise, aber immerhin der Held ist eindeutig amphibischer Natur.
Allerdings bestach das Videopac zu keiner Zeit durch technische Meisterleistungen,
sondern schlicht durch Gameplay mit hohem Suchtfaktor!
Auch dieses Merkmal trifft natürlich
nur auf einige Videopac Titel zu, z.B. auf Turtles!
Der Spieler übernimmt nun also die Rolle eines erwachsenen Panzerlurchs, um den eingangs erwähnten Mietbunker Stockwerk für Stockwerk zu durchforsten und soviel Nachwuchs einzusammeln wie möglich.
Die Stockwerke werden in der Draufsicht dargestellt, wodurch sich ein kleines Labyrinth ergibt, in dem man sich wunderbar von Suppe liebenden Riesenkäfern jagen lassen kann.
Die Zielkröten befinden sich in den mit Fragezeichen gekennzeichneten Räumen.
Betritt man einen solchen krabbeln die Kleinen auf den Rücken ihres Retters und die Jagd
nach dem sicheren Unterschlupf beginnt. Nach erfolgreichem Abliefern - auf zum Nächsten,
ständig auf der Hut vor den fiesen Angreifern auf Chitinbasis, von denen sich auch immer einer
unter einem der Fragezeichen versteckt.
Je länger die Kerbtiermeute jagen muss,
desto wütender und roter werden sie, gleichbedeutend mit schneller und schlauer.
Wenn nun nicht genug Käferlähmungsbomben an Bord sind, wird die Rettungsmission ein recht kurzes Vergnügen. Die einfache Berührung eines Verfolgers reicht, um unserer gerade liebgewonnenen Kröte den Garaus zu machen. Die Insektenlähmenden Bomben sind die einzig mögliche Gegenwehr und das Bombenkontingent kann in der Mitte jedes Stockwerks aufgefüllt werden. Es kann allerdings immer nur eine auf einmal abgeworfen werden und sie lähmen halt nur. Also alles kein Spaziergang übern Strand.
Als kleine Starthilfe erhält der Spieler Videopac-untypische 3 Leben. Und die wird man brauchen! Bonusleben sind mit 5000 Punkten zu ergattern.
Sollte es nun geschafft sein alle kleinen Krabbler in den sicheren Unterschlupf zu schleusen (möglicherweise ein Tor in eine bessere Welt, die Krötendimension, Krötenvalhalla?!), dann darf ein Stockwerk höher weitergerettet werden. Die Kröte klettert (wie in der Arcadevorlage) ein Stockwerk höher und wenn man (sehr) gut ist kann man das 8 mal sehen, bis das Ganze wieder von vorne beginnt.
Die Geräusche des Ganzen, da sind wir wieder beim Videopac an sich. Es piept und doingt irgendwie vor sich hin, der Warnton bei Bombenknappheit ist die Hölle (aber hilfreich), genau so soll es sein, auch deswegen ist es ein Videopac Spiel, mehr war nicht zu erwarten.
Fazit:
Hoher Suchtfaktor und Schwierigkeitsgrad zeichnen Turtles aus.
Eins der besten Spiele für Philips' Videopac, definitiv die beste Heimversion!
Turtles wird viel mit Pac Man verglichen, was ich bestreiten muss.
Ähnliches
Spielprinzip ist nicht gleichbedeutend mit Clone. Es wäre dann ja auch recht
einfach über jeden FPS zu sagen ... Es is irgendwie'n Wolfenstein-Clone mit anderer Story....
Die Zielsetzung ist eine völlig andere und dadurch entsteht ein komplett neues Spiel.
[Alle Screenshots ohne EMU sind mit Original Hardware und Digitalkamera entstanden!]
letzte Aktualisierung: 19.06.2014 |sS|